100 Produktionsdatenverwaltung - PDV
In diesem Kapitel werden die Programmteile des Anwendungsbereiches Produktionsdaten (PDV) beschrieben. Dieser Anwendungsbereich PDV dient der Verwaltung der Teilestammdaten, der Stücklisten und der Arbeitspläne. PDV ermöglicht eine effektive Fertigungssteuerung und ist die Basis für
-
die Ermittlung der Material- und Fertigungskosten
-
die Berechnung von Bedarfsmengen für Bestell- und Fertigungsvorschläge
-
die Erstellung von Werkstattaufträgen
-
den Einsatz des Sachmerkmal-Suchsystems nach DIN 4000
Im Anwendungsbereich Produktionsdaten können die nachfolgend dargestellten Aufgaben erfüllt werden:
-
Bearbeiten oder Drucken von Teilen
-
Bearbeiten oder Drucken von Stücklisten eines Erzeugnisses in verschiedenen Darstellungsformen
-
Bearbeiten oder Drucken von Arbeitsplänen zu einem Erzeugnis oder einer Baugruppe
-
Einfache Erstellung von Stücklisten, die Varianten einer anderen Stückliste sind
-
Drucken von Arbeitspapieren auf der Basis von Stücklisten und Arbeitsplänen
-
Importieren von Stücklisten und Teilestammdaten (aus CAD)
-
Auswertung des oben genannten Datenmaterials in Form von Kostenzusammenstellungen und Grobterminplanungen
Und die nachfolgenden Fragestellungen können beantwortet werden:
-
Welche Teile, Baugruppen oder Erzeugnisse sind gespeichert?
-
In welchen Erzeugnissen oder Baugruppen wird ein Teil direkt bzw. indirekt verwendet?
-
Welche Teile müssen verfügbar sein, wenn man eine bestimmte Anzahl eines oder mehrerer Erzeugnisse fertigen will?
-
Zu welchem Zeitpunkt muss jeweils bestellt werden, bzw. wann spätestens werden die Teile in der Produktion benötigt?
-
Wie hoch sind Material- und Fertigungskosten eines Erzeugnisses für eine bestimmte Menge?
-
Welcher Arbeitsgang ist in welchen Arbeitsplänen enthalten?
-
Welche Maschine ist in welchen Arbeitsplänen bzw. Arbeitsgängen enthalten?
Kurzbeschreibung der Arbeitsgebiete von PDV
Der Anwendungsbereich Produktionsdaten besteht aus den folgenden Arbeitsgebieten:
Teilestamm
Die Teilestammdaten umfassen die Basisinformationen über Erzeugnisse, Baugruppen, Einzelteile, Rohmaterialien, Hilfsstoffe, Pseudoteile und Nummern für Extra-Arbeitspläne.
-
Durch Übernehmen oder Kopieren von Teilestammdaten wird das Erfassen der Daten wesentlich erleichtert
-
Suchfunktionen nach Klassifizierungsmerkmalen unterstützen das Arbeiten mit den Teilestammdaten
-
Teilestammlisten nach Teileart, Teilegruppe, Lieferant usw. dokumentieren die gespeicherten Daten.
Stücklisten
Aktuelle Stücklisten können mit dem Stücklistenverwaltungsprogramm erfasst, geändert, kopiert und in verschiedenen Formen gedruckt werden. Stücklisten und Teileverwendungen können am Bildschirm angezeigt und verwendet werden. Zum Beispiel:
-
für die Konstruktion zum Erstellen neuer Stücklisten
-
für den Einkauf zur Materialbedarfsermittlung
-
für die Kostenermittlung eines Produktes
-
für die Arbeitsvorbereitung zur Erstellung der Arbeitspläne
-
zum Erstellen von Werkstattpapieren auf der Basis von Stücklisten und Arbeitsplänen
-
zum Anzeigen der Teileverwendung in den verschiedenen Stücklisten
Gespeicherte Stücklisten können, wie nachfolgend aufgeführt angezeigt und ausgedruckt werden:
-
Baukastenstücklisten
-
Mengenübersichtsstücklisten
-
Strukturstücklisten
Sollten für ein Teil Beschaffungsschwierigkeiten auftreten oder eine technische Änderung durchgeführt werden, sind die Stücklisten Baugruppen und Enderzeugnisse davon betroffen. Alle notwendigen Informationen sind in diesen Bereichen erhalten.
Wird ein Teil durch ein neues Teil ersetzt, kann in allen betroffenen Stücklisten dieses Teil automatisch ausgetauscht werden.
Aus Variantenstücklisten (Stamm-Stücklisten) können bestimmte Varianten ausgewählt und somit neue Stücklisten bzw. Auftragsstücklisten erstellt werden.
Die Möglichkeit, Stücklisten und Arbeitspapiere durch Textzeilen zu ergänzen, machen diese aussagefähiger.
Arbeitspläne
In diesem Arbeitsgebiet können die Arbeitspläne für Erzeugnisse, Baugruppen oder Einzelteile im Dialog erfasst, geändert und angezeigt werden.
Diese Anwendung bietet folgende Vorteile:
-
Kopierfunktionen erleichtern das Erfassen neuer Arbeitspläne.
-
Arbeitsgangtexte, die sich in verschiedenen Arbeitsplänen wiederholen (Standard-Arbeitsgänge), können gespeichert und zum Anlegen neuer Arbeitspläne abgerufen werden. Die Arbeitsplan-Verwaltung wird dadurch wesentlich vereinfacht.
-
Für die Kostenermittlung oder als grober Arbeitsplan für mehrere Teile kann ein Extra-Arbeitsplan (auch Alternativ-Arbeitsplan) verwendet werden.
-
Materialpositionen (Rohmaterial ohne Stücklisten) können im Arbeitsplan geführt werden.
Grobterminplanung
Aus den aktuellen Stammdaten und Arbeitsplänen können grobe Terminplanungen abgeleitet werden. In Form von Balkendiagrammen werden Projekte (Projektterminplan) oder einzelne Aufträge (Auftragsdurchlaufplan) dargestellt.
Die Grobterminplanung dient zur:
-
Ermittlung der Laufzeit aller Komponenten eines Erzeugnisses
-
Darstellung der Beschaffungszeiten aller Komponenten eines Erzeugnisses in der Reihenfolge seiner Struktur
-
Darstellung des Ablaufs der Arbeitsgänge eines Arbeitsplans
Die Terminplanung kann als Projektterminplan oder als Auftragsdurchlaufplan erfolgen. Als Eckdaten werden die Teilenummer, die Fertigungsmenge und der Endtermin eingegeben. Als Zeitraster können Tage, Wochen, Monate oder Quartale gewählt werden.
-
Für die Terminierung der Arbeitsgänge kann wahlweise der Start- oder Endtermin vorgegeben werden.
-
für Kaufteile bzw. Fertigungsteile werden die Beschaffungszeit bzw. Fertigungszeiten unterschiedlich dargestellt.
Kostenermittlung
Über die gespeicherten Stücklisten und Arbeitspläne können für jedes Erzeugnis, jeden Baukasten und jedes Fertigungsteil die Herstellungskosten ermittelt werden.
-
Die Materialkosten ergeben sich für ein Teil aus der Summe von (Preis * Materialeinsatz) der Komponenten.
-
Die Fertigungskosten für ein Teil ergeben sich aus der Summe der Fertigungskosten der Arbeitsgänge.
-
Die Herstellungskosten für ein Teil werden aus der Summe von Materialkosten und Fertigungskosten ermittelt.
Preispflege
Die gespeicherten Preise können prozentual oder betragsmäßig geändert werden und Preise können von einem Preisfeld in ein anderes Preisfeld mit oder ohne prozentuale oder betragsmäßige Änderung übertragen werden. Bei allen Preisänderungen sind auch Rundungen möglich.
Bruttobedarfsrechnung
Die Bruttobedarfsrechnung dient zum
-
Auflösen eines Produktionsplans (Primärbedarf) in Baugruppen und Einzelteile
-
Erstellen von Fertigungsvorschlägen für die Produktion und Einkaufsvorschläge für den Einkauf
-
Erstellen von Materialreservierungslisten zur Bereitstellung von Teilen für die Produktion
Für den Bruttobedarf wird die Struktur der Stücklisten sowie die Materialzeilen in den Arbeitsplänen mit der angegebenen Bedarfsmenge (aus dem Primärbedarf) aufgelöst.
Die Bruttobedarfsrechnung läuft in zwei Phasen ab:
-
Ermittlung der Dispositionsstufen für jedes Teil
-
Berechnung des Bruttobedarfs
Die Bestellvorschläge dienen dem Einkauf als Unterlage für die Teilebeschaffung. Die Fertigungsvorschläge werden für die Erstellung der Arbeitspapiere und die Fertigungsplanung verwendet.
Arbeitspapiere
Aufgrund der gespeicherten Stücklisten und Arbeitspläne können z.B. für die Fertigungsvorschläge der Bruttobedarfsrechnung nachfolgende Arbeitspapiere erstellt werden:
-
Laufkarten,
-
Materialscheine,
-
Lohnscheine und
-
Terminkarten
Die Arbeitspapiere können mit individuellen Angaben ergänzt werden.
Sachmerkmal-Suchsystem
Das Sachmerkmal-Suchsystem berücksichtigt die Empfehlungen aus DIN 4000 und ermöglicht
-
das Erfassen und Verwalten der Sachmerkmal-Leisten mit Ausprägungen in Merkmal-Verzeichnissen
-
Zuordnen von Normen und Suchbegriffen zu den Merkmal-Leisten
-
Teileauswahl aus den Merkmal-Verzeichnissen
-
Suchen von Teilen nach Stichworten (Bezeichnungen)
-
Drucken eines Normenkatalogs
Die ausgewählten Daten können aus einer Teileauswahldatei für die CAD-Verarbeitung bereitgestellt, bzw. in die Stücklisten- oder Arbeitsplanverarbeitung übernommen werden.
Pseudoteile
Ein Pseudoteil ist ein Teil ohne Bestandsführung. Die Verwendung von Pseudoteilen ist dann sinnvoll, wenn kein Wert auf die Bestandsführung gelegt wird oder eine Bestandsführung unmöglich ist. Pseudoteile finden zudem Verwendung als:
-
Fracht, Porto oder Verpackung innerhalb der Auftragsverwaltung (400)
-
Abschlagszahlung innerhalb der Auftragsverwaltung (400)
-
Metallzuschlag (z.B. Kupferzuschlag) innerhalb der Auftragsverwaltung (400)
-
Teile für nicht teilebezogene Gutschriften (400)
-
Teile in der Außer-Haus-Fertigung (100, 500 und 700)
-
Teile für Gemeinkostenaufträge (z.B. Reparatur) innerhalb der Fertigungssteuerung (500)
-
Teile für die Z-Zeilen im Einkauf (700)
-
Hilfsteilenummern zur Neunummerierung von Arbeitsplänen oder Stücklisten (120 und 140)
Durch die Verwendung von Pseudoteilen sind in verschiedenen Bereichen der Anwendungen Einschränkungen unumgänglich:
-
Es kann kein Lagerstammsatz (Datei 24) angelegt werden.
-
Es kann keine Verfügbarkeitsrechnung durchgeführt werden.
-
Es wird keine Lagerstatistik geführt.
-
In der Materialplanung (370) wird, außer für die Teile mit der Dispositionsart "Bruttobedarfsgesteuert ohne LB-Prüfung", nur ein vorläufiger Vorschlag ohne Beschaffungsart (Bestellung oder Fertigung) erstellt.
-
Es wird, außer im Verkauf (400) und im Einkauf (700), keine Lagerbewegung abgestellt. Im Verkauf und im Einkauf wird anstelle der Lagerbewegung (Datei 22) eine Pseudobewegung (Datei 138) erzeugt.
-
Pseudoteile sind nicht als LPCV-Teile zulässig.
Der Status "Pseudoteil" wird bei der Eingabe der Teiledaten in "111 Teilestamm bearbeiten" vergeben und kann nachträglich nicht mehr geändert werden!
Datei Pseudobewegungen (Datei 138)
Mit der Datei Pseudobewegungen (Datei 138) ist die Behandlung der Pseudoteile innerhalb des Verkaufs (400) und der Einkaufsabwicklung (700) möglich
Verwendung im Verkauf:
-
Die Pseudobewegungen werden bei der Lieferung von Positionen mit Pseudoteilen in folgenden Programmen erzeugt:
-
"454 Lieferscheine drucken"
-
"43A Belege drucken" mit Lieferscheindruck
-
"463, 43A Rechnungen drucken" und
-
"464, 43A Gutschriften drucken"
-
Die Lieferungen der Pseudoteile können mit "759 Lieferungen stornieren" storniert werden.
-
Die Bewegungen der Pseudoteile werden mit "439 Aufträge löschen" gelöscht.
Verwendung in der Einkaufsabwicklung:
-
Die Pseudobewegungen werden im Wareneingang ("742 Wareneingangs-/Rücklieferungsbuchungen") für Pseudoteile erzeugt.
-
Die "745 Preiskorrektur" ist auch für die Bewegungen der Pseudoteile verfügbar.
-
Der Wareneingang der Pseudoteile kann in Storno Wareneingang ("749 Storno der Wareneingangs-/Rücklieferungsbuchungen") storniert werden.
-
Eine Übernahme der Daten aus dem Wareneingang in die Rechnungsprüfung ("751 Rechnungseingang/Gutschriften bearbeiten") ist auch für die Pseudoteile möglich.
-
Die Bewegungen der Pseudoteile werden im "316 Lagerjournal" und "739 Einkaufsvorgänge löschen" gelöscht.
Die Datei für die Bewegungen der Pseudoteile hat denselben Aufbau wie die Datei der Bewegungen (Datei 22). Die Buchungsnummer (Belegnummer aus Wareneingang) wird aus demselben Nummernkreis wie die Nummer der Bewegung gebildet. Innerhalb eines Wareneingangs werden die Positionen zu der Buchungsnummer laufend für "normale" und für Pseudoteile erhöht. Durch die gleichbleibende Belegnummer können die Bewegungen (auch die der Pseudoteile) eindeutig einem Wareneingangsvorgang zugeordnet werden.
