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371.03 Ermittlungsverfahren
Die Bedarfsermittlung kennt vier Ermittlungsverfahren:
  • die stochastische (verbrauchsgesteuerte) Bedarfsrechnung,
  • die deterministische (nettobedarfsgesteuerte) Bedarfsrechnung,
  • die bruttobedarfsgesteuerte Bedarfsrechnung mit Prüfung gegen Lagerbestand und
  • die bruttobedarfsgesteuerte Bedarfsrechnung ohne Prüfung gegen Lagerbestand.
Das Ermittlungsverfahren wird im Allgemeinen durch die Dispositionsart des Teils bestimmt. Es kann auch durch eine entsprechende Auswahl geändert werden.
Hinweis
Ist die "371 Bedarfsermittlung" nicht lizenziert, kann in "376 Arbeitsplatzbezogene Materialplanung" nur das Ermittlungsverfahren "alles bruttobedarfsgesteuert mit / ohne Prüfung gegen Lagerbestand" ausgewählt werden. Die Verfahren "laut Dispositionsart im Teilestamm" und "alles nettobedarfsgesteuert" werden nur mit der Lizenzierung der "371 Bedarfsermittlung" freigeschaltet.
Stochastische (verbrauchsgesteuerte) Bedarfsrechnung
Zur stochastischen Bedarfsermittlung werden grundsätzlich nur die Teile herangezogen, die im Feld «Dispositionsart» den Eintrag V (= verbrauchsgesteuert) enthalten.
Die verbrauchsgesteuerte (stochastische) Bedarfsrechnung ermittelt für alle Teile, die verbraucht wurden, einen Bedarf. Für jedes Teil kann nur ein Beschaffungsvorschlag entstehen.
Als Kriterium dafür, ob Teile "verbraucht" wurden wird geprüft, ob der Meldebestand bzw. der Sicherheitsbestand (laut Konfiguration) - unter Berücksichtigung etwaiger geplanter Zugänge (Bestellungen und Fertigungsaufträge die manuell erfasst oder durch einen vorhergehenden Planungslauf erstellt wurden) unterschritten wird. Die vorhandenen geplanten Abgänge (z.B. Kundenaufträge oder Materialreservierungen) werden nicht berücksichtigt, da es sich um verbrauchsgesteuerte Bedarfsrechnung handelt.
Ist das der Fall, wird ein Beschaffungsvorschlag zum Auffüllen des Lagerbestands erzeugt. Als die zu beschaffende Menge wird zunächst die Differenz zwischen dem Meldebestand bzw. dem Sicherheitsbestand und dem Lagerbestand unter Berücksichtigung geplanter Zugänge vorgeschlagen. Ist die so ermittelte Menge kleiner als die Mindestbeschaffungsmenge, wird die Mindestbeschaffungsmenge vorgeschlagen. Bei der Rundung auf Losgrößen wird die Losgröße bzw. ein Mehrfaches der Losgröße vorgeschlagen. Falls diese Menge immer noch kleiner als die Mindestbeschaffungsmenge ist, wird ebenfalls die Mindestbeschaffungsmenge eingesetzt.
Anschließend wird noch der Ausschussfaktor des Teils, sofern vorhanden, berücksichtigt (siehe Kapitel 371.04 Beeinflussen der Dispositionsvorschläge, "Behandlung des Ausschussfaktors").
Die Terminierung der Vorschläge erfolgt ab dem Tagesdatum der Bedarfsermittlung. Dieses Datum bildet den Bestelltermin bei Bestellvorschlägen bzw. den Starttermin bei Fertigungsvorschlägen. Der Liefer- bzw. der Fertigstellungstermin wird aus der mengenabhängigen oder aus der mengenunabhängigen Beschaffungszeit (laut Teilestamm oder aus dem Arbeitsplan zur Laufzeit der Bedarfsermittlung ermittelt) berechnet.
Das Verhältnis zwischen dem Meldebestand bzw. dem Sicherheitsbestand (je nach der Konfiguration) und der Losgröße sollte so gewählt werden, dass der Lagerbestand über die Beschaffungszeit des Teils ausreicht (Meldebestand ist größer dem durchschnittlichen Verbrauch pro Periode mal Anzahl Perioden der Beschaffungszeit).
Im Einkauf wird diese Methode der Bedarfsrechnung auch "Bestellpunktverfahren" genannt. Der Bestellpunkt ist erreicht, wenn der Meldebestand unterschritten ist (kann abhängig von der Konfiguration auch der Sicherheitsbestand sein). Dieses Verfahren wird im Standard für die Ermittlung der Beschaffungsvorschläge aller verbrauchsgesteuerten Teile verwendet.
Abhängig von den Einstellungen in "938 Konfigurationsparameter MBP" und im Teilestamm kann dieses Verfahren auf 2 Arten angewendet werden:
  • Bestellpunktverfahren mit fester Menge: Für dieses Verfahren muss in der Konfiguration ("938 Konfigurationsparameter MBP") mindestens eines der möglichen Mengenfelder aktiviert sein (Vorschlagsmenge, Losgröße oder Mindestbeschaffungsmenge) und im Teilestamm mindestens eines der in der Konfiguration aktivierten Felder einen Wert größer 0 (null) enthalten. Die bestellte Menge ist gleich der Vorschlagsmenge bzw. der Mindestbeschaffungsmenge (wenn diese größer ist) erhöht auf die Losgröße. Wenn in der Konfiguration nicht mindestens eines der Mengenfelder aktiviert ist oder nicht mindestens eines der aktivierten Felder im Teilestamm größer 0 (null) ist, wird die Bestellmenge laut Bestellpunktverfahren mit variabler Menge ermittelt.
  • Bestellpunktverfahren mit variabler Menge: Es wird nur die Differenz zwischen dem Lagerbestand und dem Meldebestand (bzw. Sicherheitsbestand) beschafft.
    Für dieses Verfahren ist entweder in "938 Konfigurationsparameter MBP" keines der möglichen Mengenfelder aktiviert oder die aktivierten Felder haben im Teilestamm den Wert 0 (null).
Für die Ermittlung der Beschaffungsvorschläge verbrauchsgesteuerter Einkaufsteile stehen noch, abhängig von den Einstellungen in der "938 Konfiguration MBP" und im Teilestamm, 2 Varianten des Bestellrhythmusverfahrens zur Verfügung:
  • Bestellrhythmusverfahren mit fester Menge
  • Bestellrhythmusverfahren mit variabler Menge.
Das Bestellrhythmusverfahren erzeugt einen Bestellvorschlag immer dann, wenn die letzte Bestellung schon länger als die eingestellte Anzahl Perioden zurückliegt und in dieser Zeit mindestens ein Lagerabgang stattgefunden hat. Bei neu angelegten Teilen, für die noch keine Bestellung und kein Lagerabgang erfolgt sind, wird der erste Bestellvorschlag mit der ersten Planung erzeugt.
Bestellrhythmusverfahren mit fester Menge
Die Ermittlung der Bestellmenge (und damit auch der Konfiguration) entspricht dem Bestellpunktverfahren mit fester Menge.
Bestellrhythmusverfahren mit variabler Menge
Die Ermittlung der Bestellmenge (und damit auch der Konfiguration) entspricht dem Bestellpunktverfahren mit variabler Menge.
Deterministische (nettobedarfsgesteuerte) Bedarfsrechnung
Mit der deterministischen Nettobedarfsermittlung werden alle Teile disponiert, die im Feld «Dispositionsart» den Eintrag "nettobedarfsgesteuert" enthalten. Dabei werden die Beschaffungsvorschläge termingenau entsprechend der Bedarfe erzeugt.
Ausgehend von einem Primärbedarf errechnet die deterministische Bedarfsrechnung (Nettobedarfsermittlung), welche Teile zu welchen Terminen in welchen Mengen benötigt werden. Die Periodengenauigkeit kann bestimmt werden. Eventuelle Nachträge, wie beispielsweise Veränderungen der Beschaffungsvorschläge (siehe weiter unten), werden für die weitere Ermittlung entsprechend berücksichtigt.
Danach wird ermittelt, welche Baugruppen, Einzelteile und Rohmaterialien benötigt werden. Die Grundlage dazu bildet die stufenweise Auflösung der Stücklisten bzw. der Arbeitspläne (M-Zeilen) der primär zu beschaffenden Teile.
Für Teile, bei denen in der Stückliste das Feld «Scheinbaukasten» markiert ist, erfolgt keine Materialreservierung. Die Struktur wird in der nächsten Strukturstufe weiter aufgelöst.
Es werden nur solche Teile über Stücklisten aufgelöst, für die Stücklisten existieren und die gefertigt werden (keine Einkaufsteile).
Die Berechnung des Bedarfs wird als Nettorechnung durchgeführt. Das heißt, dass zu jedem vorhandenen Termin innerhalb der zu berücksichtigenden Dispositionen der verfügbare Bestand berechnet wird. Reicht der verfügbare Bestand aus, wird die Rechnung beim nächstfolgenden Termin fortgesetzt. Tritt jedoch eine Deckungslücke auf, wird ein Vorschlag, der diese ausgleicht, erstellt. Die Vorschlagsmenge wird anschließend in Abhängigkeit von der Konfiguration gerundet.
Der Ausschussfaktor des Teils wird, falls vorhanden, berücksichtigt (siehe Kapitel 371.04 Beeinflussen der Dispositionsvorschläge, "Behandlung des Ausschussfaktors").
Dabei ist der Termin der Deckungslücke bei Bestellungen der Liefertermin und bei Fertigungsaufträgen der Endtermin. Für die erzeugten Vorschläge werden Bestellzeitpunkte (bei Bestellvorschlägen) und Starttermine (bei Fertigungsvorschlägen) berechnet. Zur Berechnung der Startzeit des Fertigungsauftrags bzw. des Bestellzeitpunkts der Bestellung wird ausgehend vom Bedarfsdatum die Beschaffungszeit aus dem Teilestamm des zu beschaffenden Teils verwendet (Rückwärtsterminierung). Vorlaufzeitverschiebungen aus der Stückliste werden hierbei berücksichtigt. Der errechnete Starttermin entspricht dem Endtermin der Bestell- und Fertigungsvorschläge der nächsten Auflösungsstufe. Liegt der ermittelte Starttermin vor dem Tagesdatum, so wird der Termin am Bildschirm gekennzeichnet (*) und es erfolgt ein Eintrag in die Protokolldatei.
Bruttobedarfsgesteuerte Planung
Die Bruttoplanung ist eine Disposition in der jeder Primärbedarf (Kundenauftrag und/oder Materialreservierung) einzeln betrachtet brutto disponiert wird. Die Bruttoplanung wird für alle Teile durchgeführt, die im Teilestammsatz die Dispositionsart bruttobedarfsgesteuert (mit oder ohne Prüfung gegen Lagerbestand) eingetragen haben. Sie berücksichtigt keine Verfügbarkeit außer der der zugehörigen Beschaffungsvorschläge mit demselben Verursacher (Auftragsposition eines Kundenauftrags oder Materialreservierung eines Fertigungsauftrags). Sie erfolgt einzeln für die Teile der Positionen die einen Bedarf verursachen (Dispositionen anderer Verursacher für das Teil werden nicht berücksichtigt). D.h. für jede Position eines Kundenauftrags wird unabhängig von der Verfügbarkeit des Teils ein Beschaffungsvorschlag (Fertigungs- bzw. Einkaufsvorschlag) erstellt. Dabei ist die geplante Beschaffungsmenge gleich der Auftragsmenge der Position. Die zugehörigen Beschaffungsvorschläge (Bestellungen oder Fertigungsaufträge) werden mit dem Eintrag Verursacher (Datei 23, Felder 61 bis 64) als solche erkannt. Die Mengen der Beschaffungsvorschläge können über eine eigene Einstellung gerundet werden.
Die schon vorhandenen Beschaffungsvorschläge (Bestellungen oder Fertigungsaufträge) zum Abdecken des Primärbedarfs aus einer früheren Planung oder solche, die in der laufenden Planung erstellt wurden, werden berücksichtigt. Würde bei einer erneuten Planung eine termingerechte Verfügbarkeitsrechnung durchgeführt, könnte es zu einer Überdeckung kommen, wenn die Termine der zugehörigen Aufträge ungünstig verändert wurden (Liefertermin des Kundenauftrags vorverlegt bzw. die Beschaffungstermine auf einen späteren Termin verlegt werden). Damit es zu keinen Überdeckungen kommt, wird keine echte Verfügbarkeitsrechnung für jeden Primärbedarf durchgeführt. Es findet nur eine Prüfung über die Mengen statt. D.h., dass nur aus dem Primärbedarf und den geplanten Beschaffungsmengen unabhängig von den Terminen bis zu dem Planungshorizont eine Fehlmenge berechnet wird. Ergibt sich keine Fehlmenge, wird auch kein neuer Beschaffungsvorschlag erstellt. Die Terminprüfung der Aufträge unterliegt dann dem Anwender.
Achtung
Wird der Planungshorizont eingeschränkt und ein Beschaffungsvorschlag für einen Bedarf erst hinter dem Planungshorizont liegt, wird ein weiterer Beschaffungsvorschlag erstellt.
Für jede Materialreservierung eines bruttobedarfsgesteuerten Teils in einem Fertigungsauftrag wird wieder ein Fertigungs- bzw. Einkaufsvorschlag erstellt bis die Struktur aufgelöst ist.
Werden schon geplante Bedarfe aus Kundenaufträgen nochmals geplant, verursachen Änderungen der Bedarfe (größere Mengen) oder der Lagerbestände (kleinerer Lagerbestand bei Prüfung gegen Lagerbestand) bei erneuter Planung neue Vorschläge. Die Beschaffungsvorschläge aus einer vorhergehenden Planung, falls sie mengenmäßig (die Menge muss ausreichen) passen, werden berücksichtigt.
Achtung
In diesem Fall bleiben die Beschaffungsaufträge mit späteren Endtermin erhalten, d.h. es kann zu erheblichen Überdeckungen kommen. Vor der Generierung der Beschaffungsaufträge ist eine Prüfung der bestehenden Aufträge unbedingt notwendig.
Bei der Generierung der Beschaffungsvorschläge werden die Verursacherfelder für alle erzeugten Dispositionen der bruttobedarfsgesteuerten Teile automatisch versorgt. Für eine einfachere Handhabung der zu den bruttogeplanten Verursachern zugehörigen Aufträge wird in das Feld Projekt (falls leer) der Verursacher eingetragen. Dadurch können alle zusammengehörenden Dispositionen (und somit die Aufträge) über entsprechende Selektion des Projekts gefunden werden.
Es erfolgt keine Zusammenfassung der Vorschläge. Der Verursacher (Kundenauftrag- oder Fertigungsauftragsposition der Materialreservierung) wird immer weitergegeben, damit die Zuordnung der Dispositionen eindeutig verfolgt werden kann. Die Einstellungen "Rückstände zusammenfassen" und "Zusammenfassung nach Projekt" aus der Konfiguration MBP (398) werden für alle bruttobedarfsgesteuerten Teile nicht ausgewertet ("nicht zusammenfassen" wird immer angenommen).
Die Bruttoplanung kann auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden:
  • die bruttobedarfsgesteuerte Bedarfsrechnung ohne Prüfung gegen Lagerbestand und
  • die bruttobedarfsgesteuerte Bedarfsrechnung mit Prüfung gegen Lagerbestand.
Bruttobedarfsgesteuerte Planung ohne Prüfung gegen Lagerbestand
Die Planung wird verursacherbezogen unabhängig vom aktuellen Lagerbestand und unabhängig von der Verfügbarkeit des Teils durchgeführt. D.h. für jeden Bedarf wird ein Beschaffungsvorschlag (Fertigungs- bzw. Einkaufsvorschlag) erstellt. Die geplante Beschaffungsmenge ist gleich der Auftragsmenge der Position.
Die Prüfung wird über die Auftragsmengen durchgeführt und ein gegebenenfalls geplanter Ausschuss wird berücksichtigt (siehe Kapitel 371.04 Beeinflussen der Dispositionsvorschläge, "Behandlung des Ausschussfaktors").
Die Restmengen können nicht verwendet werden, da bei einer erneuten Planung für denselben Verursacher die Beschaffungsvorschläge schon erledigt sein könnten. (Die Restmenge ist dann kleiner als die Bedarfsmenge.) Dadurch würde wieder eine Unterdeckung entstehen. Für die Prüfung der Bedarfe werden auch zugehörige erledigte Fertigungsaufträge ab dem Verarbeitungszustand "in Arbeit" (50) und erledigte Bestellungen ab dem Verarbeitungszustand "teilgeliefert" (40) in der Planung als erfolgter Zugang der gesamten Auftragsmenge (auch bei einer gegebenenfalls vorhandenen "Teilerledigung") berücksichtigt.
Falls die Anzeige der Planung eingeschaltet wird, erfolgt die Anzeige der Verfügbarkeit mit den Auftragsmengen (also falsch, nicht richtig mit den Restmengen), da die Planung über die Auftragsmenge erfolgt.
Beispiele
(Zur Vereinfachung werden alle Tage als Arbeitstage betrachtet) Zur Verdeutlichung wird auch der Bestand mit Rundung auf Losgröße dargestellt. Dieser Bestand kann in der MBP für keine anderen Kundenaufträge verwendet werden, da die Planung rein auftragsbezogen erfolgt:
Die Planung wird zum ersten Mal durchgeführt:
 
Menge aus
Termin
Menge
Fehlmenge
Menge mit
Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
nicht verwendbarer Bestand
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
100
100
---
100
---
Fertigungsvorschlag 1
12.12.2000
100
0
200
0
100
 
Die Planung wird erneut durchgeführt. Die Menge im Kundenauftrag wird um 20 erhöht:
Menge aus
Termin
Menge
Fehlmenge
Menge mit
Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
nicht verwendbarer Bestand
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
120
120
---
120
---
Fertigungsauftrag 1
12.12.2000
100
20
200
0
80
Fertigungsvorschlag 2
12.12.2000
20
0
0
0
80
 
Der Endtermin im Fertigungsauftrag 2 wird verändert (die geplante Fertigstellung ist nach dem Liefertermin des Kundenauftrags):
Menge aus
Termin
Menge
Fehlmenge
Menge mit
Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
nicht verwendbarer Bestand
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
120
120
---
120
---
Fertigungsauftrag 1
12.12.2000
100
20
200
0
80
Fertigungsauftrag 2
14.12.2000
20
0
0
0
80
termingerecht
12.12.2000
 
(20)
(200)
 
(80)
ohne Terminberück­-
sichtigung
--------------
 
0
0
0
80
Der Kundenauftrag kann nicht termingerecht geliefert werden. Da es ohne Terminberücksichtigung keine Fehlmenge ergibt, wird für die Fehlmenge 20 zum 12.12.2000 kein neuer Fertigungsvorschlag erstellt.
Der Endtermin im Kundenauftrag wird vorverlegt:
Menge aus
Termin
Menge
Fehlmenge
Menge mit
Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
nicht verwendbarer Bestand
Primärbedarf (Kundenauftrag)
10.12.2000
120
120
---
120
---
Fertigungsauftrag 1
12.12.2000
100
(20)
200
0
80
Fertigungsauftrag 2
12.12.2000
20
(0)
0
0
80
ohne Terminberück-
sichtigung
----------------
 
0
0
0
80
 
Der Kundenauftrag kann nicht termingerecht geliefert werden. Da es ohne Terminberücksichtigung keine Fehlmenge ergibt, wird für die Fehlmenge 120 zum 10.12.2000 kein neuer Fertigungsvorschlag erstellt.
Bruttobedarfsgesteuerte Planung mit Prüfung gegen Lagerbestand
Die Planung erfolgt verursacherbezogen. Der vorhandene Lagerbestand wird zuerst auf die ersten (zeitlich früheste) Bedarfe verteilt. Für nicht abgedeckte Dispositionen (auch Teilmengen aus den Dispositionen), die einen Bedarf verursachen, werden Beschaffungsvorschläge erstellt. Allerdings erfolgt die Prüfung über die Restmengen, da durch die Zugänge aus den Beschaffungsvorschlägen der Lagerbestand erhöht wird. Ein neuer Beschaffungsvorschlag bei einer wiederholten Planung kann nur dann entstehen, wenn der Lagerbestand für andere Zwecke als geplant verwendet wurde. Ein etwa vorhandener negativer Lagerbestand wird als 0 angenommen und nicht aufgefüllt.
Beispiele
(Zur Vereinfachung werden alle Tage als Arbeitstage betrachtet). Zur Verdeutlichung wird auch der Bestand mit Rundung auf Losgröße dargestellt. Dieser Bestand wird in der MBP für andere Kundenaufträge verwendet werden, da der Lagerbestand aufgeteilt wird:
Die Planung wird zum ersten Mal durchgeführt:
 
Menge aus
Termin
Rest-
menge
Fehlmenge
Restmenge mit Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
verwendbarer Bestand
Lagerbestand
 
10
 
---
 
10
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
100
90
---
90
10
Fertigungsvorschlag 1
12.12.2000
90
0
200
0
110
 
Die Planung wird erneut durchgeführt
Die Menge im Kundenauftrag wird verändert, der Lagerbestand hat sich geändert:
Menge aus
Termin
Rest-
menge
Fehlmenge
Restmenge mit Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
verwendbarer Bestand
Lagerbestand
 
15
 
---
 
15
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
120
105
---
105
15
Fertigungsauftrag 1
12.12.2000
90
15
200
0
95
Fertigungsvorschlag 2
12.12.2000
15
0
0
0
95
 
 
Der Fertigungsauftrag 1 wird teilweise erledigt, die Menge 50 wird dem Lager zugebucht:
Menge aus
Termin
Rest-
menge
Fehlmenge
Restmenge mit Rundung auf Losgröße 200
Fehlmenge
verwendbarer Bestand
Lagerbestand
 
65
 
---
 
65
Primärbedarf (Kundenauftrag)
12.12.2000
120
55
---
55
65
Fertigungsauftrag 1
12.12.2000
40
15
150
0
95
Fertigungsauftrag 2
12.12.2000
15
0
0
0
95
 
Da die zugebuchte Menge nicht anderwärtig verbraucht wurde, kann der Kundenauftrag aus dem aktuellen Lagerbestand und den geplanten Fertigungsaufträgen befriedigt werden.
Die Terminänderungen wirken sich genauso aus wie bei der Bruttoplanung ohne Prüfung gegen Lagerbestand aus.
Starttermin, Endtermin
Für die Berechnung der Termine wird die Zeit in Tagen verwendet (analog zu 531 Fertigungsaufträge bearbeiten und 731 Einkaufsvorgänge bearbeiten).
  • Wenn der Verursacher ein Kundenauftrag ist, wird als Fertigstellungstermin (Endtermin) der Liefertermin um 0:00 Uhr angenommen, da an diesem Tag geliefert werden soll.
    D.h., dass die Fertigstellung schon ein Arbeitstag früher sein muss. Dadurch wird auch der Starttermin um 1 Arbeitstag vorverlegt.
  • Bei Bestelltermin wird immer 1 Tag zu der Beschaffungszeit hinzugerechnet, da auch bei Beschaffungszeit 1 Tag die Lieferung erst am nächsten Tag nach der Bestellung angenommen wird.
Wenn ein Fehler bei der Berechnung des Endtermins auftritt (zum Beispiel Formatfehler beim Import, zu große Beschaffungszeit), wird der Liefertermin eingesetzt.
Berechnung des Starttermins aus dem Endtermin
Aus dem berechneten Endtermin wird entsprechend den Bereichen FST für Fertigungsvorschläge und EKA für Beschaffungsvorschläge über die Beschaffungszeit der Starttermin des Vorschlags ermittelt.
Für die Fertigungsvorschläge wird die Beschaffungszeit wahlweise aus dem Teilestamm entnommen oder bei entsprechender Konfiguration aus dem Arbeitsplan ermittelt. Wenn kein Arbeitsplan vorhanden ist, wird grundsätzlich die Beschaffungszeit aus dem Teilestamm verwendet.
Für diese Beschaffungszeit kann abhängig von der 936 Konfigurationsparameter FST und 938 Konfigurationsparameter MBP ein Dehnungsfaktor angewendet werden.
Wenn ein Fehler bei der Berechnung des Starttermins auftritt, wird der Endtermin eingesetzt.
Wirkung des Dehnungsfaktors
Ist in der "938 Konfiguration MBP" der Spielraum 0 (Null) eingetragen, so wird kein Dehnungsfaktor verwendet. Bei einer Auswahl des Spielraums 1 bis 9 wird der entsprechende Faktor laut den Eingaben in der "936 Konfiguration FST" folgendermaßen angewendet:
Dehnungsfaktor wirksam Ja/Nein
Markierungen «Faktor gültig für»:
 
Ecktermine
Auftragskopf
Übergangszeit fix
Übergangszeit
variabel
 
ein
aus
ein
aus
ein
aus
Beschaffungszeit aus Teilestamm
Ja
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Beschaffungszeit aus Arbeitsplan
Nein
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ist in der "936 Konfiguration FST" "Faktor gültig für Ecktermine Auftragskopf" nicht aktiviert und auch die "Beschaffungszeit aus Arbeitsplan ermitteln" nicht konfiguriert, wird der Spielraum nicht verwendet und wird auf 0 (Null) gesetzt.,
Bei der Terminierung werden zusätzlich folgende Annahmen berücksichtigt:
  • Wenn der Verursacher ein Kundenauftrag ist, wird als Fertigstellungstermin der Liefertermin um 0.00 angenommen, da an diesem Tag geliefert werden soll.
    Das heißt, dass die Fertigstellung schon einen Arbeitstag früher sein muss.
    Dadurch wird der Starttermin um einen Arbeitstag vorverlegt.
  • Wenn ein Fehler bei der Berechnung eines Termins auftritt, werden die beiden Termine mit demselben (gültigen) Termin angenommen.